Winterfütterung wird heutzutage sehr skeptisch betrachtet. Sie ist in manchen Bundesländern gar verboten. Der schlechte Ruf der Fütterung resultiert aus den früheren Zielen, möglichst viele Rehe in den Revieren anzusiedeln. Heute muss der Hegededanke auch unter einem anderen Gesichtspunkt betrachtet werden.
Durch die intensive Land und Forstwirtschaft und dem Aspekt des Klimawandels nimmt der Wald einen immer höheren Stellenwert ein. Das Gesetz Wald vor Wild bringt diese überholten Annahmen leider immer noch zum Ausdruck.
Häufig wird versucht, die Rehwildbestände auf eine forstwirtschaftlich bedeutungslose Größe zu reduzieren. Dies kann aber nicht im Sinne unserer Tierwelt sein. Dabei ist die Lösung recht einfach: Ohne Fütterung nutzt das Rehwild die Forstkulturen als Äsung. Also ist eine artgerechte Wildfütterung notwendig, am besten in Kombination mit besseren Äsungsbedingungen und das schaffen von Wildruhezonen. Die Reduzierung der Schäden, besonders der Verbissbelastung, sollte das oberste Ziel sein.
Um eine artgerechte Rehwildfütterung zu betreiben, die dem heutigen Wissensstand gerecht wird, muß eine Vielzahl an Parametern berücksichtigt werden.
Der Start einer Fütterungsperiode sollte immer an die land- und forstwirtschaftliche Nutzung sowie an die Witterung angepasst werden. In Revieren mit masttragenden Forstflächen (Eiche, Buche) wird in den Mastjahren eine Herbstfütterung sicher nicht notwendig sein. Wenn auch noch Feldfrüchte zur Verfügung stehen, ist eine natürliche Herbstmast gegeben.In unserem Revier, das ausschließlich einer intensiven Grünlandwirtschaft unterliegt und der Forst zum größten Teil aus Fichtenmonokultur besteht, beginnt mit der letzten Mahd der Landwirte die Herbstfütterung vom Rehwild.
Die erste Fütterung wird je nach Witterung etwa Anfang bis Mitte Oktober ausgebracht. Wir beginnen mit kleinen Gaben an jeder Futterstelle. Durch die zeitige Herbstfütterung, die dann in die Winterfütterung übergeht, wird eine natürliche Herbstmast erzielt. Diese Herbstfütterung hält den Verbissdruck auf die Forstpflanzen gering oder vermeidet ihn gänzlich. Außerdem kommt so das Rehwild in einem körperlich guten Zustand in den Winter. Die Winterfütterung sollte bis ins Frühjahr eine verlässliche Dauerversorgung des Wildes darstellen.
Der Nahrungsbedarf im Sommer und der größte Teil der Feistbildung im Herbst wird in unserem Revier durch Wildäcker abgedeckt. Während der Wintermonate bringen wir das ernährungsphysiologisch optimal zusammengesetzte AFS® aus. Es besteht aus ausgewählten Rauh-Saft und Kraftfutterkomponenten. Damit versorgen wir das Wild flächendeckend und decken den wachsenden Energiebedarf aufgrund des Fötenwachstums, der Gehörnbildung und auch des Haarwechsels ab.
Der tägliche Futterverbrauch wird je nach Äsungskapazität des winterlichen Biotops bei circa 1,0 – 1,5 Kilogramm AFS® pro Reh und Fütterungstag angesetzt. Durch das Füttern der abgestimmten AFS®-Silage wird das Wild mit allen für seine optimale körperliche Entwicklung (Knochenbau, Körpergröße, Körpergewicht) erforderlichen Nähr- und Mineralstoffen versorgt.
Ein richtige ausgewählter Standort für die Futtercontainer ist auschlaggebend für den Erfolg der Fütterung. Dabei ist Einstandsnähe und ein ruhiger-fürs Wild übersichtlicher Standort notwendig damit das Rehwild seinem natürlichen Äsungsrythmus folgen kann.
Die Anzahl der Fütterungen richtet sich nach dem Wildbestand und der Reviergegebenheit. Entscheidend ist die Verteilung der Futterstellen im Revier. Eine Vielzahl an Fütterungen gewährleistet einen arttypischen Äsungsrythmus, der bei wenigen Futterstellen nicht gegeben ist.
Futterzusammenstellung
Die Futterzusammenstellung sollte den Bedürfnissen des Rehwilds angepasst werden. Durch die sinnvolle Zusammensetzung von Rauh-, Saft- und Kraftfutter wird der natürliche Äsungsbedarf gedeckt und der Verdauungsmechanismus der Widerkäuer gefördert.