Damit sich das Rehwild wohlfühlt, braucht es Äsung und Deckung. Beides ist in einem natürlichen Wald und den umgebenden Wiesen vorhanden. Besonders wichtig sind dabei die Waldränder. Gerade hier findet das Rehwild als „Schlüpfer“ seine Plätze. Es gibt sich dort mit kleinsten Einständen zufrieden.Wer den Lebensraum des Rehwilds verbessern will, muss deshalb besonders auf die Gestaltung des Waldrands achten. Allerdings ist es inzwischen üblich, dass die Holzproduktion bis hart an die Felder praktiziert wird. Die Waldbewirtschaftung geht nahtlos in die Feldbewirtschaftung über. Die Folge: Unser Rehwild wird weit ins Waldinnerste zurückgedrängt.
Für die Tiere geht der natürliche Äsungsrhytmus auf der Wiese verloren. Die besten Äsungsflächen nützen dem Wild nichts, wenn sie nicht mehr erreichbar sind. Erreichbar ist die Äsung nur, wenn sie im Einstand oder in Einstandsnähe liegt.
In unseren nach Nutzwert ausgerichteten Wäldern fehlt ein Lebensraum, in dem sich das Rehwild aufhält und wohlfühlt. Die Tiere weichen in die Forstkulturen aus, um Deckung und Äsung zu finden. Konflikte mit der Forstwirtschaft sind damit vorprogrammiert. Häufig wird versucht, diesem Problem durch immer höhere Abschussquoten beizukommen. Allerdings ist das keine Lösung, sondern nur eine uneffektive Symptombehandlung.
Es gibt einen anderen Weg:
Wir können einen optimalen Lebensraum für das Rehwild schaffen. Dazu gehört die Anlage eines artenreichen Waldaufbaus mit angrenzenden Wildäckern. Hier ist Raum nicht nur für das Wild, sondern auch für viele andere Tier- und Pflanzenarten.
Anlage und Aufgabe eines Wildackers
Die Bilder zeigen die wichtigsten Schritte bei der Anlage eines Wildackers:
Im Frühling, bevor das Gras zu hoch wächst, wird die Fläche aufgefräst.
Bei der Saat nutzen wir spezielle Wildacker-Mischungen. Darunter sind viele blühende Pflanzen. Wir unterteilen die Fläche in mehrere Zonen: Schnellwachsende Pflanzen, Getreide, das im Herbst reif wird und verschiedene Kohlarten für den Herbst und Winter. Dadurch hat das Rehwild auch dann ausreichend Äsung, wenn die Wiesen abgemäht sind.Damit die Samen keimen und Wurzeln ausbilden können, müssen sie gut unter die Erde gerecht und angewalzt werden.
Entscheidend bei der Anlage eines Wildackers ist weniger die Größe, als vielmehr die Anzahl und Verteilung der Flächen. Die Wildäcker in unserem Revier sind flächig verteilt. Damit kommen wir dem natürlichen Äsungsrythmus des Rehwilds entgegen.
Da in unserer Region meist hohe Schneelagen herrschen, sind die Wildäcker im Winter oftmals fürs Wild nicht erreichbar. Sie dienen daher hauptsächlich während den Sommermonaten bis in den Herbst als Äsung. Die Wildäcker haben den Vorteil, dass eine beständige Nahrungsquelle für das Rehwild zur Verfügung steht. Dies ist bei den landwirtschaftlich genutzten Wiesen nicht der Fall. Dort kommt es mehrmals im Jahr zu so genannten Ernteschocks. Deshalb leisten die Wildäcker einen wichtigen Beitrag zur Verbissreduzierung an Forstkulturen.
Durch Aufklärung und Absprache der Grundstückseigentümer kann die ein oder andere Fläche im Revier als Grundlage einer Wildäsungsfläche gewonnen werden. Sowohl das Wild, als auch der Waldbesitzer profitieren davon!